Wasserstoff
Wasserstoff ist für die Erreichung der Klimaschutzziele bis 2045 unverzichtbar. Als Speicher für Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen, als Kraftstoff oder in der Industrie kommt er immer dort zum Einsatz, wo eine direkte Nutzung von erneuerbaren Energien nicht möglich ist. Das Potenzial ist groß: Ein Viertel der aktuellen CO2-Emissionen in NRW kann allein durch Wasserstoff eingespart werden.
In vielen Fällen können CO2-Emissionen durch die direkte Nutzung erneuerbaren Stroms sinnvoll eingespart werden, zum Beispiel durch batterieelektrische Autos oder Wärmepumpen. CO2-Einsparungen sind durch den direkten Einsatz von erneuerbarem Strom aber nicht in allen Fällen technisch möglich bzw. wirtschaftlich sinnvoll. Genau an dieser Stelle kommen Wasserstoff (H2) und synthetische Gase oder Flüssigkraftstoffe ins Spiel. Insbesondere in der Industrie werden in Zukunft große Mengen an Wasserstoff benötigt, sowohl als Energieträger für Hochtemperaturprozesse als auch als Rohstoff zum Beispiel für die Stahl- und Chemieindustrie. Und auch andere Sektoren wie die Mobilität oder der Energie- und Wärmesektor setzen vermehrt auf wasserstoffbasierte Anwendungen.
Wasserstoff-Importkonzept Nordrhein-Westfalen
Ein klimaneutrales Nordrhein-Westfalen braucht enorme Mengen an grünem Wasserstoff. Vor allem der Bedarf der Industrie- und Energiewirtschaft wird die heimischen Potenziale um ein Vielfaches überschreiten. Daher ist Nordrhein-Westfalen wie kein anderes Bundesland auf Importe von Wasserstoff und Derivate angewiesen. Mehrere Projekte und Kooperationen wurden daher bereits angestoßen. Es gilt nun, die Voraussetzungen für den Import großer Mengen zu schaffen. Aufgrund dieser Bedeutung hat das Land Ende Juli 2024 sein eigenes Wasserstoff-Importkonzept veröffentlicht, welches hier zum Download zur Verfügung steht. Das Wasserstoff-Importkonzept wird später auch zum Download auf Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch zur Verfügung stehen.
Neun-Punkte-Papier für einen erfolgreichen Wasserstoff-Hochlauf
Neben dem Aufbau von Import-Korridoren arbeitet Nordrhein-Westfalen an zahlreichen verschiedensten Stellschrauben damit der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft zeitnah gelingt. Mit dem im August 2024 veröffentlichten Neun-Punkte-Papier hat das Land konkrete Vorschläge und Forderungen formuliert, wie der Wasserstoff-Hochlauf schneller und besser umgesetzt werden kann. Dabei geht es zum Beispiel um den verstärkten Einsatz privatwirtschaftlicher Instrumente, mehr Markttransparenz und die Mobilisierung von Kapital. Darüber hinaus sind auch die pragmatische Umsetzung europarechtlicher Vorgaben, die Unterstützung beim Aufbau von Produktionsstandorten und die soziale Akzeptanz von hoher Bedeutung.
Wirtschaftliche Chancen nutzen
Wasserstoff trägt maßgeblich dazu bei, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, bietet für Nordrhein-Westfalen aber auch immense wirtschaftliche Potenziale. Laut einer im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erstellten Studie können durch den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft bis zu 130.000 neue Arbeitsplätze und zusätzliche Wertschöpfung in Nordrhein-Westfalen entstehen. Die Chancen ergeben sich aus der Vielfalt der mit Wasserstoff verbundenen Technologien, die entwickelt und in neuen Produkten eingesetzt werden müssen. Dabei geht es nicht nur um Elektrolyseure und Brennstoffzellen, sondern auch um wasserstoffkompatible Drucktanks, Kompressoren, Gasturbinen, Pipelines, Ventile, Sensoren, usw. Hieraus können sich neue Märkte und Exportchancen für Nordrhein-Westfalen entwickeln. Aber auch die Sicherung der energieintensiven Industrie wird von der Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft abhängen.
- Hier geht es zum IN4climate.NRW-Diskussionspapier zur Rolle von Wasserstoff, das den Einsatz der Technologie für eine klimaneutrale Industrie der Zukunft beschreibt.
Roadmap zeigt Wege in die H2-Zukunft auf
Richtig und konsequent eingesetzt, entsteht durch den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft eine Win-Win-Situation für Klimaschutz und Wirtschaftswachstum in Nordrhein-Westfalen. Aufbauend auf schon gestarteten Pilotvorhaben sollen in den nächsten Jahren die ersten Großanlagen in der Industrie in Betrieb genommen, Elektrolyseure im Gigawattmaßstab aufgebaut und auch die ersten großen Fahrzeugflotten auf Wasserstoff umgestellt werden. Auch der Aufbau einer grenzüberschreitenden und internationalen Infrastruktur wird von zentraler Bedeutung sein, da der Großteil des Wasserstoffs nach Nordrhein-Westfalen importiert werden muss, um den immensen Bedarf insbesondere der Industrie decken zu können. Sämtliche Ziele und Schritte für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft hat das Wirtschaftsministerium Ende 2020 in der Wasserstoff Roadmap Nordrhein-Westfalen zusammengefasst.
- Hier können Sie die Wasserstoff-Roadmap Nordrhein-Westfalen herunterladen
- Executive Summary H2-Roadmap English - Download
- Executive Summary H2-Roadmap Dutch - Download
- Wissenschaftliche Begleitstudie der Wasserstoff Roadmap Nordrhein-Westfalen
Leitstelle H2.NRW unterstützt Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in NRW
Um den Hochlauf voranzutreiben und eine wirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen, unterstützt das Land Unternehmen, Kommunen, Infrastrukturbetreiber, Mobilitätsanbieter, Wasserstoffproduzenten und weitere Akteurinnen und Akteure der Wasserstoffwirtschaft mit der neuen Leitstelle H2.NRW. Die bei der Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate angesiedelte Leitstelle vernetzt Interessierte, informiert zu neuen Entwicklungen, Projekten und Veranstaltungen und stellt Praxisbeispiele, Publikationen und Hintergrundinformationen zur Verfügung.
- Zur Leitstelle H2.NRW geht es hier
Wasserstoffkarte NRW
Die Zahl der Wasserstoff-Projekte und Initiativen ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Um dabei stets einen guten Überblick zu behalten, hat das Land Nordrhein-Westfalen eine interaktive Wasserstoffkarte erarbeitet. Interessierte können sich durch mehr als 300 Innovationsprojekte, Cluster und Forschungseinrichtungen in ganz Nordrhein-Westfalen klicken.
- Die Karte ist erreichbar unter www.h2land-nrw.de
Im Rahmen einer digitale-hybriden Veranstaltung am 09.11.2020 wurde die Wasserstoff Roadmap erstmals der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.
Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft:
Umsetzung ist gestartet
Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft nimmt bereits an Fahrt auf, auch mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen, das zahlreiche Machbarkeitsstudien und Projekte unterstützt, die den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft beschleunigen sollen. Dazu zählen unter anderem:
H2UB
Mit dem auf fünf Jahre angesetzten Projekt soll ein europaweit wirkendes Innovationsnetzwerk geschaffen werden. Der H2UB verbindet Start-ups mit etablierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen, von NRW aus in Deutschland und Europa. Das Land fördert das 9,5 Millionen Euro schwere Vorhaben mit 4,5 Millionen Euro.
tkH2steel®
ei tkH2steel® handelt es sich um ein so genanntes Important Project of Common European Interest (IPCEI), also ein Großprojekt von europäischer Relevanz. Durch die Teil-Umrüstung des größten europäischen Stahlhüttenwerks und die Umstellung der Fertigung auf Wasserstoff können jährlich bis zu 3,5 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Das Unternehmen plant hierfür Investitionen von knapp drei Milliarden Euro. Das Bundeswirtschaftsministerium und das Landeswirtschaftsministerium NRW unterstützen das Vorhaben mit knapp zwei Milliarden. Euro.
ELEFACT
Die Enapter GmbH und die Fachhochschule Münster (FH Münster) arbeiten in ihrem Projekt ELEFACT an wesentlichen Stellschrauben, die den Markthochlauf von Wasserstoff signifikant beschleunigen können. Das Projektteam strebt die automatisierte Massenfertigung von sogenannten AEM-Elektrolyseuren an, was die Anlagenkosten senkt und den Wasserstoff günstiger macht. Das Land fördert das Projekt mit 12,5 Millionen Euro bei Gesamtausgaben von 21,8 Millionen Euro.
Der von Enapter entwickelte Elektrolyseur EL 2.1 birgt große Potentiale, die Kosten für regenerativ erzeugten Wasserstoff zu reduzieren.
COSiMa
Im Rahmen des Projekts COSiMa – CO2-neutraler Industriestandort Herzogenrath soll Europas erste industrielle treibhausgasneutrale Glasproduktion entstehen. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt das Vorhaben im Rahmen der Initiative IN4climate.NRW mit rund 3,6 Millionen Euro bei Gesamtausgaben von 5,5 Millionen Euro.
Green-NH3
Das Projekt „Green-NH3 – CO2-neutraler Kessel“ erforscht die Nutzung von Ammoniak in Industriekesseln. Dazu gehören die Entwicklung eines schadstoffarmen Verbrennungssystems und die Übertragung der Ergebnisse auf reale Anlagen. Grüner Ammoniak wird mithilfe von erneuerbarem Strom, Wasserstoff und Stickstoff hergestellt. Das Gas- und Wärme-Institut Essen e.V. (GWI) sowie die Saacke GmbH (Bremen) betreiben das 870.000 Euro schwere Projekt, welches vom Land NRW mit 800.000 Euro unterstützt wird.
H2-Ziegel
Die Ziegelindustrie arbeitet aktuell mit fossilem Erdgas zur Erstellung von Wärme. Das Projekt H2-Ziegel erforscht den Austausch von Erdgas durch Wasserstoff oder dessen Zumischung in den Brennprozess, ohne komplette Ofenanlagen neuinstallieren zu müssen. Forschende untersuchen, wie der Brennstoffwechsel die Produktionsbedingungen, den Brennprozess und den Energiehaushalt verändern Das Land NRW unterstützt das Projekt mit 1,9 Millionen Euro bei Gesamtausgaben von ca. 2,6 Millionen. Euro.
HyTrucks.NRW
Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Brennstoffzellen-LKW-Beschaffungsinitiative „HyTrucks.NRW“ der Verbände VCI (Verband der Chemischen Industrie), HDE (Handelsverband Deutschland) und VVWL (Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen). Mittelfristig sollen im Rahmen der Initiative HyTrucks.NRW brennstoffzellenbetriebene Straßengüterfahrzeuge in größerem Maßstab beschafft und so der Markteintritt und der Produktionshochlauf bei den Fahrzeugherstellern beschleunigt werden. So werden im Rahmen von HyTrucks.NRW Workshops durchgeführt, in denen Fahrzeughersteller und Wasserstofftankstellenbetreiber über ihre Produkte informieren und Anforderungen an Fahrzeuge und an Infrastruktur sowie mögliche Unterstützungsbedarfe ermittelt werden.
1.000-Brennstoffzellenbusse
Brennstoffzellenbusse tragen dazu bei, die Emissionen im öffentlichen Personenverkehr nachhaltig zu senken. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Initiative „1.000 Brennstoffzellenbusse für NRW“. Diese Initiative zielt darauf ab, die Beschaffung von Brennstoffzellen-Bussen im öffentlichen Personennahverkehr gemeinsam zu koordinieren. Zuletzt stand die Erstellung eines gemeinsamen Lastenhefts über die technischen Anforderungen von Brennstoffzellen-Bussen im Fokus.
RH2INE
Im Rahmen der gemeinsamen Initiative RH2INE (Rhine Hydrogen Integration Network of Excellence) des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen und der Provinz Südholland wird eine Wasserstoff-Infrastruktur für die Binnenschifffahrt im Rhein-Alpenkorridor aufgebaut. Übergeordnetes Anliegen dieses Projekts ist es, einen klimaneutralen Transportkorridor zu erreichen und den Einsatz von Wasserstoff im Güterverkehr voranzutreiben. Als Teil der RH2INE-Initiative startet im Jahr 2024 ein Pilotprojekt für ein wasserstoffbasiertes Wechselcontainer-System für Binnenschiffe. Die mit Wasserstoff befüllten Wechselcontainer („H2TankTainer“) werden zur Energieversorgung der Binnenschiffe genutzt. Ziel dieses Projekts ist es, eine emissionsfreie Binnenschifffahrt mithilfe von Brennstoffzellenantrieben zu etablieren.
Wasserstoffinfrastruktur für Mobilitätsanwendungen
Mit einem Förderaufruf über 20 Millionen Euro unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen die Errichtung von öffentlichen Wasserstofftankstellen. Der Fokus liegt auf einer ausgewogenen regionalen Verteilung der Fördermittel, um den Aufbau eines flächendeckenden Netzes zu voranzutreiben. Zusätzlich fördert das Land die Errichtung von Elektrolyseuren in Nordrhein-Westfalen zur Produktion von grünem Wasserstoff für Mobilitätsanwendungen.