
NRW auf dem Weg zum innovativen Energieland
Die Klimaschutzziele von Bund und Land geben es vor: Bis 2045 muss Nordrhein-Westfalen treibhausgasneutral wirtschaften. Um dies zu erreichen gilt es, die Energieversorgung in den Sektoren Strom, Wärme & Kälte, Mobilität und der Industrie Schritt für Schritt auf erneuerbare Energien umzustellen und die einzelnen Sektoren intelligent miteinander zu verzahnen.
Die Herausforderung dabei: Das Energiesystem der Zukunft muss genauso stabil sein und eine hohe Versorgungsicherheit gewährleisten, wie es auch heute der Fall ist – auch wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Das Thema Flexibilisierung des Energiesystems gewinnt daher an Bedeutung, um Stromerzeugung und -verbrauch jederzeit im Gleichgewicht zu halten. Zudem gilt es, die verschiedenen Sektoren stärker miteinander zu verknüpfen, um den erneuerbar erzeugten Strom auch für die Wärmeversorgung, die Mobilität und den Industriesektor zu nutzen. Wichtig dabei: der Um- und Ausbau von Netzen und Speichern. Wesentlicher Treiber ist hierbei die Digitalisierung.
Energieversorgungsstrategie Nordrhein-Westfalen
Um den mit der Energiewende einhergehenden Herausforderungen erfolgreich zu begegnen und den Wirtschaft- und Energiestandort Nordrhein-Westfalen zu stärken, hat die Landesregierung die Energieversorgungsstrategie NRW erarbeitet und im Dezember 2021 fortgeschrieben. Mit ihr wurden die Weichen für eine zuverlässige, bezahlbare und klimaverträgliche Energieversorgung in Nordrhein-Westfalen gestellt. Die Energieversorgungsstrategie NRW setzt energiepolitische Ziele und identifiziert wesentliche strategische Handlungsfelder, die mit konkreten Maßnahmen und Forderungen unterlegt sind.
Hinweis: Vor dem Hintergrund des Krieg Russlands gegen die Ukraine wird Energieversorgungsstrategie nun im Bereich der konventionellen Energieversorgung und der Energieversorgungssicherheit ebenso überarbeitet, wie im Bereich der Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Es gilt, die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen kurzfristig zu beenden und grundsätzlich den Einsatz fossiler Energieträger in der Energieversorgung noch schneller zu verringern.
Wasserstoff als Energieträger der Zukunft
In einem künftigen treibhausgasneutralen Energiesystem werden für die Energie- und Rohstoffversorgung Strom aus Erneuerbaren Energien, Wasserstoff sowie synthetische Gase und Kraftstoffe in großen Mengen benötigt. Wasserstoff kann z.B. durch Elektrolyse aus erneuerbarem Strom gewonnen und im Verkehrs-, Wärme- und Industriesektor genutzt werden – oder als Langzeitspeicher für eine anschließende Rückverstromung dienen. Zudem ist er Ausgangsstoff für synthetische Gase und Kraftstoffe, wie Methan oder Methanol.
All diese Entwicklungen und Chancen sind auch in die Wasserstoff Roadmap Nordrhein-Westfalen eingeflossen, die das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium am 9. November 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt hat.
Energieforschung
Zur Erfüllung der Klimaschutzziele werden gerade an die Energieforschung hohe Anforderungen gestellt. Denn die Ausgangslage ist herausfordernd. Fast die Hälfte der deutschen Industriebetriebe befindet sich in Nordrhein-Westfalen, im Bereich der energieintensiven Grundstoffindustrie ist das Land sogar auch im europäischen Vergleich Spitzenreiter. Das schlägt sich auch darin nieder, dass hier bundesweit mit Abstand am meisten Energie verbraucht wird. Hier ist vor allem die Forschung gefragt, praktikable Lösungen zu finden. Mit einer Vielzahl renommierter Hochschulen, außeruniversitärer Spitzenforschungsinstitute und Forschungsabteilungen etablierter Unternehmen verfügt Nordrhein-Westfalen über eine exzellente Forschungslandschaft.
Innovative Ansätze sind notwendig
Diese Veränderungen beinhalten große Herausforderungen sowohl für die Wirtschaft als auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Gesellschaft, denn das Energiesystem der Zukunft muss sicher, wirtschaftlich sowie klima- und umweltverträglich sein. Damit dies gelingt, sind Innovationen und technische Neuerungen unverzichtbar. Wirtschaft und Gesellschaft müssen zusammen mit Wissenschaft und Forschung innovative Technologien und Geschäftsmodelle entwickeln, die den Ansprüchen an ein treibhausgasneutrales Energiesystem gerecht werden. Über das Förderprogramm progres.nrw - Innovation fördert das Land Nordrhein-Westfalen daher Vorhaben der Forschung und Entwicklung, die dem Ziel eines klimaneutralen Energiesystems dienen.
Die Zusammenarbeit von Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Verbund mit Unternehmen sowie innovativen Start-ups ist dabei ein wichtiger Innovationstreiber und Impulsgeber. Nordrhein-Westfalen hat in der Innovationsstrategie 2021-2027 zentrale Handlungs- und Innovationsfelder zur Stärkung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Landes definiert.
Wärme aus Tiefengeothermie für NRW
Für eine verlässliche, erneuerbare Wärmeversorgung will Nordrhein-Westfalen auch die Tiefengeothermie systematisch erschließen. Um die Technologie vor Ort einzubinden, hat das Wirtschaftsministerium im Herbst 2020 den Förderwettbewerb „Wärme aus Tiefengeothermie für NRW“ initiiert. Angesprochen waren Kommunen, die mit lokalen Energieversorgern, Industrieunternehmen oder Forschungseinrichtungen die Integration von Tiefengeothermie in ihre Energieversorgung untersuchen wollen. Im April 2021 wurden die drei Gewinnerprojekte des Förderwettbewerbs vorgestellt. Ihre Machbarkeitsstudien werden über einen Zeitraum von 12 bis 18 Monaten mit jeweils bis zu 500.000 Euro aus Landesmitteln gefördert.
Um die Wärmepotenziale des Landes zu ermitteln, hat das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE) des Landes Nordrhein-Westfalen den Geologischen Dienst NRW beauftragt, eine geothermische Charakterisierung des tiefen und mitteltiefen Untergrundes durchzuführen. Die Untersuchungen zielen darauf ab, Gesteinsschichten zu identifizieren, die für die oberirdische Wärmeversorgung genutzt werden können. Mit der regenerativen Energie aus der Tiefe der Erde können ganze Quartiere oder auch Stadtteile klimafreundlich beheizt werden – und das unabhängig von der Witterungslage oder der Jahreszeit. Bei den Geothermie-Messungen im Jahr 2021 in der Pilotregion im zentralen Münsterland hat der Geologische Dienst drei Gesteinsschichten gefunden, die für Tiefengeothermie geeignet sind. Im Herbst 2022 folgen nun seismische Messungen im Rheinland. Alle erhobenen Daten des Projektes werden anschließend der Öffentlichkeit, insbesondere Kommunen, Energieversorgern und Stadtwerken, über ein Online-Portal kostenlos zur Verfügung gestellt, um eine gezielte Planung geothermischer Wärmeprojekte zu ermöglichen.
- Weitere Informationen zum Projekt unter www.seismik.nrw.de
- Weiterführende Informationen: Geothermale Charakterisierung
- Eine Vorstellung des Projekts auch in unserem Film:
Oberflächennahe Geothermie
Ob ihr Grundstück für den Einsatz von Erdwärmekollektoren geeignet ist und welches geothermischen Potenzial dahintersteckt, können Sie mit dem Standort-Check Geothermie herausfinden.
Kompetenzzentrum Wärmewende
Um die Wärmewende auf kommunaler Ebene weiter voranzubringen hat das Land Nordrhein-Westfalen mit dem virtuellen Kompetenzzentrum Wärmewende NRW zudem ein Unterstützungsangebot für kommunale Akteure geschaffen. Ziel ist es, die Wärmewende systematisch anzugehen. Die Projektpartner – das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW, die Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz NRW.Energy4Climate, das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW und der Geologische Dienst NRW – bieten auf der virtuellen Plattform u.a. Informationen, Instrumente, Tools und Beratungsleistungen für Kommunen, Energieversorger und die Immobilienwirtschaft.
Aktive Rolle der Landesregierung im europäischen Verbund
Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen bekennt sich zum Abkommen von Paris und wird den eingeschlagenen Transformationsprozess hin zu einem klimaverträglichen Energiesystem der Zukunft aktiv mitgestalten. Diese Transformationsprozesse sind jedoch nicht auf Nordrhein-Westfalen und Deutschland beschränkt. Nur gemeinsam im europäischen Verbund können die Herausforderungen sinnvoll und effizient angegangen werden. Da Nordrhein-Westfalen zukünftig gerade auch im Bereich Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe auf hohe Importe angewiesen sein wird, ist eine enge und grenzüberschreitende Zusammenarbeit sowie der Aufbau von Infrastrukturen von zentraler Bedeutung. Die Landesregierung wird daher die die Zusammenarbeit mit europäischen und internationalen Partnern kontinuierlich weiter ausbauen.
Starker Partner für die Umsetzung
Die Transformation des nordrhein-westfälischen Energiesystems hat begonnen. Eine höhere Geschwindigkeit in der Umsetzung ist jedoch vonnöten, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Mit NRW.Energy4Climate steht seit Anfang 2022 eine neue Landesgesellschaft bereit, die den Wandel aktiv begleiten und vorantreiben soll.