Düsseldorf, 23.01.2014
Energieeffizienz und Energieeinsparung sind die schlafenden Riesen der Energiewende und neben den erneuerbaren Energien Erfolgsfaktor für die Umsetzung der Energiewende. Rund 30 Prozent des Energieverbrauchs können in Betrieben und Privathaushalten im Strom- und Wärmebereich eingespart werden, ohne den gesamtgesellschaftlichen Lebensstandard zu gefährden.
Auf der 20. Station seiner Tour „ZukunftsEnergienNRW“ informierte sich Klimaschutzminister Remmel heute mit einer Delegation der EnergieAgentur.NRW über zwei innovative Energieeffizienz-Projekte in Paderborn. Im SmartHome – einem Musterhaus, das nahezu alle Möglichkeiten der Haustechnik zur Effizienzsteigerung demonstriert – unterstrich Remmel die Bedeutung der Innovationsfähigkeit für die Energiewende und den Klimaschutz: „Wir stehen hier vor großen Herausforderungen. Dabei geht es nicht nur darum, neue Technologien zu entwickeln. Die Menschen müssen die Möglichkeit haben, sich von der Technik zu überzeugen und Bedenken abzubauen. In Paderborn gibt es inzwischen mehrere Projekte, welche die Technologien zur nachhaltigen Energienutzung im Einsatz demonstrieren. Die Überzeugungskraft dieser individuellen Erfahrung ist oft erst Wegbereiter für Interessierte, um selbst in die Effizienz einzusteigen.“
Das SmartHome (initiiert von Firmen und Institutionen aus der Region) ist ein Niedrigenergiehaus mit digitaler Vernetzung aller technischen und medialen Bereiche als Informations- und Vertriebsplattform für Unternehmen. Im SmartHome kommen modernste Technologien zur Energieeinsparung, Lüftung und Heizung zum Einsatz.
Der Minister informierte sich außerdem über ein Klimaschutzprojekt zur energetischen Nutzung von Grundwasser in der Paderborner Innenstadt. Hier wird seit den 1990er Jahren Grundwasser zur energiesparenden Kühlung von Gebäuden genutzt. In Weiterentwicklung dieser regenerativen Energiegewinnung wird das Wasser gleichzeitig zur Beheizung verwendet. „Mit der Umsetzung solch innovativer Projekte stärkt NRW seine internationale Führungsposition bei der Entwicklung von zukunftsgerechter Energieversorgung. Die Grundwassernutzung zur Wärme- und Kälteversorgung ist ein Paradebeispiel dafür, wie regionale oder lokale Rahmenbedingungen vorteilhaft für eine dezentrale Energieversorgung genutzt werden können“, sagte Remmel.
Dank der günstigen hydrogeologischen Gegebenheiten konnten in Paderborn zwei Kaltwassernetze am Historischen Rathaus und am Königsplatz etabliert werden. Dabei wird das etwa 11° C kühle Grundwasser aus einem 35 Meter und vier 80 Meter tiefen Brunnen gefördert. Über ein 1,4 Kilometer langes Leitungssystem werden pro Stunde maximal 420 m³ Grundwasser zu den angeschlossenen Gebäuden geleitet. In den einzelnen Gebäuden wird das Wasser via Wärmepumpen auf 16° C erwärmt, durch die gebäudeinternen Kühlleitungssysteme geführt und am Ende über zwei Schluckbrunnen wieder in den natürlichen Wasserkreislauf eingeleitet.
„Wichtiges Kriterium für die Stadtgestaltung und städtebauliche Qualität der Innenstadt war hierbei, dass bei der Umsetzung die vorhandene Infrastruktur verwendet bzw. notwendig werdende Anlagenelemente nicht störend in den betreffenden Gebäuden untergebracht werden mussten“, so Heinz Paus, Bürgermeister der Stadt Paderborn. „Damit haben wir in der Paderborner Innenstadt ein herausragendes Projekt, mit dem die Umwelt im Vergleich zur konventionellen Kälte- und Wärmeversorgung nachhaltig entlastet wird“.
In der Praxis hat sich das innovative Kühlwassersystem längst bewährt. Inzwischen sorgt die Technik in 15 Gebäuden für kühle Temperaturen, darunter das historische Rathaus, das Theater, verschiedene Banken, Geschäftshäuser oder gastronomische Betriebe. Seit der Inbetriebnahme wurden rund 20 Mio. Kilowattstunden Kälteenergie an die Kunden geliefert. „Die umweltschonende Technik half dabei, seit Projektstart rund 8 Millionen Kilowattstunden Energie einzusparen – was einer CO2-Reduktion von rund 5.100 Tonnen entspricht. Das ist vorbildlich und nachahmenswert,“ sagte Dr. Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW. Entwickelt wurde das Projekt vom Netzbetreiber Westfalen Weser Netz AG gemeinsam mit der Stadt Paderborn und Gebäudeeigentümern in der Innenstadt.
Das Projekt „Energetische Nutzung von Grundwasser in der Paderborner Innenstadt“ wurde im Jahr 2012 mit dem nationalen Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur „Stadt bauen. Stadt leben“ in der Kategorie Energie und Infrastruktur ausgezeichnet. Der Preis wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vergeben. „Die Nutzung regenerativer Quellen in Kombination mit durchdachter Haustechnik hat in NRW bereits Tradition. Die landesweiten Projekte Solar- und Klimaschutzsiedlung setzen bereits seit mehreren Jahren Maßstäbe auf diesem Gebiet“, so Remmel.
Paderborn ist die 20. Station der Zukunftsenergientour von Minister Remmel. Im Rahmen seiner Initiative „ZukunftsEnergienNRW: Orte der Energiezukunft“ besucht der Minister innerhalb der laufenden Legislaturperiode 60 ausgewählte Orte, an denen Zukunftsenergien erfolgreich eingesetzt oder erprobt werden. Zum Auftakt der ZukunftsEnergien-Tour besuchte Minister Remmel Anfang Juli 2012 die Energie-Vorzeige-Gemeinde Anröchte im Kreis Soest.